Das Futterwachstum habe im letzten Almsommer in den meisten Regionen gepasst, der Wasserversorgung werde man aber noch mehr Aufmerksamkeit schenken müssen, so Josef Obweger, Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins, bei der Jahreshauptversammlung auf der Agrarmesse. Auf Verwaltungsebene des Landes Kärnten habe es einen Wechsel gegeben: Alminspektorin Barbara Kircher trat mit Ende November in den Ruhestand. Kircher dankte gerührt und hob die „sehr gute Zusammenarbeit“ mit dem Verein, der Landwirtschaftskammer und dem Agrarreferat hervor. Sie dankte auch den Almbauern und -bäuerinnen, ohne deren Arbeit die Almen nicht existieren würden.
Ursula Karrer folgt ihr als Sachgebietsleiterin und Alminspektorin nach. In Oberkärnten hat sie viele Agrargemeinschaften kennengelernt und bei vielen Angelegenheiten mitgewirkt. Seit Herbst 2022 beschäftigt sie sich als Mitarbeiterin der Abteilung 10 mit almwirtschaftlichen Investitionen, führt den Almkataster, wickelt gemeinsam mit Karl Heinz Scheriau den Almwegebau ab und ist Bienensachverständige. Die Almen offen zu halten und für die nächsten Generationen zu erhalten, sei ihre Herzensangelegenheit, schilderte die neue Alminspektorin. Hinsichtlich der Problematik Großraubwild müsse man die Almbauern unterstützen, dass sie diese Herausforderung meistern könnten.
Mehr Weideflächen
Die neue GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) der EU bringe den Almbauern ein Plus von fünf Millionen Euro, erläuterte Obweger. Zwei Drittel der Direktzahlungen beziehen sich nun auf die aufgetriebenen Tiere und nur mehr ein Drittel auf die Fläche. Es gebe eine Stärkung der Behirtung und eine höhere Alpungsprämie für nicht erschlossene Almen. Neu sei auch die Feststellung der Futterflächen: Sie sei nun teilautomatisert, ihre Bedeutung sei wesentlich geringer als bisher, sie soll für die gesamte Programmperiode konstant bleiben, es werde keine Rückschau geben, Alm und Heimbetrieb seien getrennt. Bei Vor-Ort-Kontrollen gehe nur mehr um die Außengrenzen der Alm und die aufgetriebenen Tiere und nicht mehr um die Einstufung der Weideflächen. Es gebe nun laut Ama in Österreich um sieben Prozent mehr Weideflächen gegenüber 2022, in Kärnten um fünf Prozent. Aber es gab auch zahlreiche Verschiebungen bei der Almweidefläche – auch nach unten. Die davon betroffenen Almen müsse man sich nochmals genau anschauen, insbesondere die Bewertung der Lärchenweiden und die Überschirmung der Randflächen von Segmenten. „Wir fordern, dass von der Umstellung besonders betroffene Almen 2023 nochmals gemeinsam mit der AMA vor Ort besichtigt werden. Diese Zeit muss man sich einfach nehmen, damit das neue System auch die entsprechende Akzeptanz findet“
Als große Herausforderung für 2023 nannte Obweger die einzeltierbezogene Alm/Weidemeldung bei Schafen und Ziegen, da keine ausreichende Datenbank wie bei den Rindern vorhanden sei. Die Gesprächskultur zwischen Grundbesitzern und Nationalparkverwaltung habe sich im Nationalpark Hohe Tauern verbessert, führte Obweger in seiner Bilanz an. Er verwies auf das „sehr informative Almbuch „Auf der Alm“ von Werner Koroschitz und Fotografin Angelika Kampfer. Es war das Geschenk bei der Almhalterehrung, wo Franz Gigler mit 61 Jahren auf der Alm als Längstdienender genannt wurde.
Im Zuge des Projekts Langzeitarbeitslose seien auf 43 Almen 5000 Arbeitstunden geleistet worden, schilderte Geschäftsführer Josef Brunner. Es werde heuer fortgesetzt. Am 29. September gab es einen gutbesuchten Almpflegetag auf der Litzlhofalm. Im Rahmen des Projekts „Unsere Almen“, einer Marketingkampagne in ganz Österreich, habe man Werbeschritte gesetzt. So gebe es zum Beispiel Bierdeckel mit Botschaften.
Auch in der Schweiz hätten Wolfspopulation und Risse stark zugenommen, schilderte der Schweizer Agronom Georges Stoffel. In Frankreich gebe es bereits 600 Wölfe und trotz massivem Herdenschutz im Wert von 40 Millionen Euro beklagte man 12276 Nutztierrisse durch Wölfe im Jahr 2020, fast alle im französischen Alpenbogen. Der Wolf sei nicht auf natürlichem Weg nach Europa zurückgekehrt, sondern von der in der Schweiz ansässigen Weltnaturschutzorganisation IUCN (International Union for Conservation of Nature) und dem WWF angesiedelt worden, legte (Scheffel) Stoffel anhand von Unterlagen dar. Er habe zehn Jahre lang englisch- und französischsprachige IUCN-Akten studiert, sagte er. Aufgrund des weltweit steigenden Drucks, mehr Schutzgebiete zu schaffen, seien große Naturgebiete in Europa im Fokus. Da die Alpen eines der letzten Naturgebiete mit Wildnis-Charakter seien, gibt es bemühungen zur Ansiedlung von Großraubwild. Stoffel zeigte Karten und Folien der IUCN mit dem Hinweis auf die „Large Carnivore Initiative for Europe“ (Großraubtier-Initiative für Europa), die grenzüberschreitenden Austausch der Populationen favorisieren und 15.000 Wölfe etablieren wolle. Die Tendenz des „Rewilding“ beinhalte Ansiedlung von Wildpferden, Wisenten, Auerochsen und Hirschen, sowie Großraubtieren als Regulatoren. Nutztiere und Bewirtschaftung durch den Menschen sollen zurückgedrängt werden.
Aktionsplan
1973 habe man mit dem 1. Wolfsplan begonnen, 1979 folgte in der Berner Konvention der totale Schutz des Wolfes. Auch Goldschakal, Bär, Iberischer und Eurasischer Luchs sollten in ganz Europa wieder heimisch werden. Der Aktionsplan zur Erhaltung der Wölfe in Europa, der erst im Jahr 2000 öffentlich gemacht wurde, sei 84 Seiten stark. Darin stünde, dass neben natürlicher Wiederbesiedelung und Anschluss an lebensfähige Populationen auch die Freisetzung in neue Gebiete erwünscht sei. Es sei kein Zufall, dass überall in Europa die ersten Wolfsnachweise zuerst auf unzugänglichen Truppenübungsplätzen und in Nationalparks erfolgt seien, meinte Stoffel.
Agrareferent Martin Gruber und Landwirtschaftskammerpräsident Siegfried Huber hoben hervor, dass es durch die Wolfsverordnung des Landes Kärnten gelungen sei, einen Wolf legal zu erlegen. In einer Novelle der Wolfsverordnung sollen Vergrämungsschritte nun von jedermann gesetzt werden können und auch die Risszahlen auf Almen, ab denen ein Abschuss ermöglicht wird, werden wesentlich herabgesetzt. Auf europäischer Ebene müsse man die „Büroattentäter“ überzeugen, dass der Wolf nicht vom Aussterben bedroht sei und nicht so einen strengen Schutzstatus brauche, so Gruber. EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer führte an, dass es im 48-köpgigen Agrarausschuss im EU-Parlament nur zehn Abgeordnete mit landwirtschaftlichem Hintergrund gebe. Nach dreieinhalb Jahren intensiver Arbeit habe man einen Beschluss im Europaparlament zuwege gebracht, der zufolge der Schutzstatus des Wolfes überdacht werden solle. Von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe man nun Unterstützung erhalten.
Vortrag der LCIE als Download